Kupferstich von Hogenberg – Belagerung von Rheinberg – 1606

von | Kupferstiche

Kupferstich - 1606 Hogenberg - Belagerung von Rheinberg

Belagerung Rheinbergs durch Ambrosio Spinola, 2. Oktober 1606

Die Stadt Rheinberg lag im 16. Jahrhundert direkt am Rhein und war ein wichtiger Vorposten der Erzbischöfe von Köln mit dem Recht auf Zollerhebung. Ihre Lage am Rheinufer machte Rheinberg zu einer der bedeutendsten Städte am linken Niederrhein. Darum war sie besonders in der heißen Phase des 80jährigen Krieges am Niederrhein von Spaniern und Niederländern oftmals heftig umkämpft. Bis zum 17. Jahrhundert verlagerte der Rhein dann sein Flussbett ca. 2 km von der Stadt entfernt.

Nach der Eroberung der Stadt im Jahr 1583 durch den niederländischen Befehlshaber Graf Adolf von Neuenahr wurde die Stadt zur „Festung Bergh am Rhein“ umgebaut – einer Festung nach „altniederländischer Baumanier“ (Wikipedia). Alle Werke außerhalb der Stadtmauer bestanden überwiegend aus Erde und Erdwällen, da diese wesentlich besser einen Beschuss mit Kanonen widerstanden. Doch damit war Rheinberg zu einem militärischen Faktor geworden, an dem es für keine der Kriegsparteien einen Weg vorbei gab. Allein sieben Belagerungen musste die Stadt und Festung bis 1606 erleiden: So etwa 1590, 1598 und 1606 (Spinola) durch die Spanier, 1597 und 1601 durch Moritz von Oranien.

Der Kupferstich zeigt den Aufmarsch der im spanischen Sold stehenden Truppen des Generalleutnants Ambrosia Spinola am 2. Oktober 1606. Wir erkennen den großen Rheinbogen, den wir Dinslakener bei „Götteswickerham“ (linke Seite im Kupferstich, das ist aber die rechte Rheinseite) verorten. Dort sehen wir Feldschanzen und und aufmarschierende Truppen, die mit Booten über den Rhein auf die Rheinberger Seite transportiert werden. Der Rheinbogen sah damals ganz anders aus als heute!

Der Truppenaufmarsch (Vordergrund) wird von M. Spinola (unten weit rechts) persönlich geleitet. (M. für Marchese – Markgraf). Der Generalleutnant reitet vor dem Stab seiner Offiziere und wird durch zwei Unterführer der Fußtruppen flankiert. Das Erkennungszeichen aller Unterführer ist die Hellebarde, der Spieß mit Beil und Haken, der zu dieser Zeit als Truppenwaffe nicht mehr gebräuchlich ist.

Vor Spinola sammeln sich gleich mehrere Musketiereinheiten. Die schwere Muskete, ein Luntenschloss-Gewehr, wird im Gefecht auf eine Stützgabel aufgelegt. Die marschierenden Musketiere tragen die Muskete auf der Schulter und die Gewehrstütze gleichsam als Wanderstab. Fast alle Landsknechte sind zudem mit einem „Katzbalger“ an der Seite ausgerüstet, ein etwa 60cm langes Kurzschwert. Die marschierende Einheit links hinter den Musketieren ist mit Piken, Langspießen, bewaffnet, Standardwaffe bei den Landsknechten. Sie marschieren an einer Redoute vorbei, einer Feldbefestigung, die in der Regel mit zwei Feldgeschützen und einer starken Besatzung, zwischen 300 und 400 Mann, besetzt ist. Für den Nachschub der Truppen wird durch unter Segeln stehende Lastkähnen und Rheinboote gesorgt.

Das Elend der Belagerung wird im Text unter der Zeichnung deutlich. In verständlicher Übertragung heißt es: Zwar war Rheinberg mit Truppen und Versorgung gut ausgestattet, widersetzte sich sehr und fügte dem Feind durch Ausfälle und Stürme starke Verluste zu. Aber dennoch wurde die Stadt so stark beschossen, dass man Schlimmes zu erwarten hatte. Verwundete, Kranke, Frauen, Alte und Kinder riefen weinend Tag und Nacht, dass man endlich übergeben solle, ehe man nicht nur Hab und Gut, sondern auch das Leben verliere. Das hat die Kriegsleute ins Herz getroffen und sie zu einer Übergabevereinbarung mit Spinola gezwungen.

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