Maria-Euthymia-Preis 2019 der Stadt Dinslaken

Wieder einmal wurden am Donnerstagabend den 14. November 2019 im Ratssaal der Stadt Dinslaken vier Vereine für ihr besonderes ehrenamtliches Engagement mit dem Maria-Euthymia-Preis der Stadt Dinslaken ausgezeichnet.

Die Jury habe es sich nicht einfach gemacht, erzählt Bürgermeister Michael Heidinger. Viele Vorschläge seien aus der Bürgerschaft eingegangen und alle hätten den Preis verdient.

Seit 2001 wird der Ehrenpreis alle zwei Jahre verliehen. Benannt ist er nach Schwester Maria Euthymia, dem „Engel der Baracken“ am St. Vinzenz-Hospital.

Die Clemensschwester Maria Euthymia hätte mit Hingabe 1943 auf der Isolierstation gearbeitet und sich um kranke Menschen aus Dinslaken, um Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene gekümmert, erinnert Heidinger die Besucher.

Verleihung des Maria-Euthymia-Preis 2019 (2)

Preisverleihung des Maria-Euthymia-Preis 2019

Verleihung des Maria-Euthymia-Preis 2019 (3)

Preisverleihung des Maria-Euthymia-Preis 2019

Sie kümmerte sich nicht um Nationalität, um das, was die Nationalsozialisten von ihr verlangten, sie fühlte sich nur ihrem Gewissen und ihrem christlichen Glauben verpflichtet, so Heidinger, und sei darum noch heute ein Vorbild für ehrenamtliches Schaffen.

So wurde denn auch in Sachen Soziales der Frauentreff International für sein langjähriges Engagement geehrt. In der Sparte Sport wurde die DLRG Ortsgruppe Dinslaken ausgezeichnet.

Gleich zwei Vorzeigeeinrichtungen der Stadt Dinslaken vertrete der Freundeskreis Stadtbibliothek und Stadtarchiv, hob Eyüp Yildiz, Erster stellvertretender Bürgermeister, hervor.

Seit 2002 unterstütze der Freundeskreis über alle Maßen die beiden Bildungseinrichtungen, erfülle Wünsche, die sonst nicht realisiert worden wären.

Hierzu zählen beispielsweise der 3D-Drucker, Mitmachausstellungen, Erinnerungskoffer für an Demenzerkrankte oder die Restaurierung zahlreicher alter Dinslakener Urkunden und Katasterbücher.

Der Kiloverkauf sei inzwischen zu einem der größten Büchermärkte in der Region geworden. Allein 73.500 Euro seien vom Freundeskreis zur Stadtbibliothek geflossen.

Drei Sparten – drei ausgezeichnete Vereine, so wollte es der Rat, als er den Euthymia-Preis ins Leben rief.

Doch die Stadt Dinslaken vergibt auch alle zwei Jahre einen Sonderpreis. „Diese Freiheit nimmt sich die Jury“, erklärt Bürgermeister Heidinger und es freue ihn, in diesem Jahr den Sonderpreis an die Hiesfelder Landfrauen zu vergeben.

Mit den Dankesworten der geehrten Vereine und einem gemütlichen Beisammensein klang die Verleihung aus. Für den musikalischen Rahmen sorgten Ulrike und Ludger Höffkes.

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Personen von links nach rechts: Bürgermeister Dr. Michael Heidinger, stellv. Bürgermeister Thomas Groß, stellv. Vorsitzender Freundeskreis Michael Skaletz, Vorsitzender Freundeskreis Adolf Kraßnigg, Erster stellv. Bürgermeister Eyüp Yildiz

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Maria-Euthymia-Preis

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Verleihungsurkunde

Laudatio des stellvertretenden Bürgermeisters Eyüp Yildiz für die Sparte Kultur

Sehr geehrte Damen und Herren,

meine Aufgabe ist es, die Ehrung des Preisträgers in der Sparte Kultur vorzunehmen. Der Maria-Euthymia-Preis 2019 geht an den Freundeskreis Stadtbibliothek und Stadtarchiv Dinslaken e.V.

Mit der Stadtbibliothek und dem neu errichteten Stadtarchiv verfügt Dinslaken über zwei Vorzeige-Einrichtungen der außerschulischen Bildung. Zwei Einrichtungen, die weit über die Stadtgrenzen hinaus wahrgenommen werden, zwei Einrichtungen, von Arbeitsweise und Ausstattung her immer wieder auf der Höhe der Zeit sind (manchmal sogar ihrer Zeit voraus), zwei Einrichtungen, um die uns viele vergleichbare Städte durchaus beneiden.

Beide sind Bildungseinrichtungen, beide aber auch Kultureinrichtungen, die ihren festen Platz im städtischen Kulturleben haben. Das Archiv in der stadtgeschichtlichen Forschung, in der Dokumentation und Präsentation wichtiger Ereignisse und Vorgänge, gleichzeitig auch als Servicestelle für Schulen, Vereine und interessierte Privatleute.

Die Bibliothek verbindet Leselust, Weiterbildung und Wissenstransfer, fördert Medienkompetenz und Integration, und bereichert zudem den Kulturkalender der Stadt mit Lesungen, Workshops und Ausstellungen.

Und – beide Einrichtungen stehen unter hochkompetenter Leitung und verfügen über ein engagiertes, hauptamtliches Team.

Und – die Stadt Dinslaken ist stolz auf ihr Archiv und ihre Bibliothek. Rat und Verwaltung sind immer bereit, deren Arbeit auch finanziell zu unterstützen.

Wenn Archiv und Bibliothek aber, wie eingangs erwähnt, zu den ganz besonderen Einrichtungen der kulturellen Bildung gehören, dann liegt das auch an dem Engagement derjenigen, die wir heute mit dem Maria-Euthymia-Preis auszeichnen. Engagierte Mitmenschen, die sich im November 2002 zu einem Förderverein der besonderen Art zusammengefunden hatten: dem Freundeskreis Stadtbibliothek und Stadtarchiv Dinslaken.

Ihr klares Ziel: Dinge möglich machen, für die das Geld sonst nicht reicht oder den Arbeitsaufwand der hauptamtlichen Teams überstrapazieren würde. Vom sprichwörtlichen Sahnehäubchen bis zu notwendigen Basics geht dabei die Bandbreite. Projekte, Veranstaltungen, Aktionen, bei denen ehrenamtliche Unterstützung angesagt ist, oder das Geld für die Restaurierung bedeutender stadtgeschichtlicher Archivalien.

Dabei geht der Freundeskreis auch durchaus unkonventionelle Wege. Der „Kiloverkauf“ zum Beispiel. Da werden Bücherspenden aus Privathaushalten gesammelt und in der Bibliothek zum Kilopreis verkauft. Als Versuchsballon vor 16 Jahren gestartet, hat sich der Kiloverkauf mittlerweile zum größten Büchermarkt am Niederrhein entwickelt.

Mittlerweile werden jedes Jahr über 5 Tonnen Bücher verkauft und seit Beginn der Aktion konnte sich die Stadtbibliothek über zusätzliche 73.500 Euro für ihre weiteren Aktivitäten freuen.

Das Ganze ist natürlich ein riesiger Kraftakt: Tausende Bücher sammeln, sortieren, lagern, verpacken, abwiegen, verkaufen – und das kurz vor den Sommerferien. Da heißt die Unterstützung für das eine oder andere Mitglied des Freundeskreises auch schon mal, ein paar Urlaubstage zu investieren.

Für die Bibliothek bedeutet das Engagement des Freundeskreises in jedem Fall, dass sie mit neuartigen und zukunftsweisenden Angeboten punkten kann: Erinnerungskoffer für Demenz-Erkrankte beispielsweise, Sprachlernprogramme für die Fliehburg, der neue 3-D-Drucker, spezielle „Makerboxen“ zu den Themen Robotik, Technik und Mechanik, interessante Mitmachausstellungen und der Kicker auf der Leseterrasse, das sind nur einige Beispiele.

Das Stadtarchiv profitiert durch die Unterstützung bei wichtigen Restaurierungsarbeiten: 53 mittelalterliche Urkunden konnten so für die Nachwelt erhalten werden, 42 Glasnegative zur Stadtgeschichte, das Katasterbuch von 1824.  Und damit Stadtgeschichte nicht zu einer staubtrockenen Sache gerät, finanziert der Freundeskreis auch aktuelle Buch- und Hörbuchpublikationen sowie Ausstellungen im Stadthistorischen Zentrum.

Der Freundeskreis gehört so zu den Einrichtungen in Dinslaken, die kein großes Aufhebens um sich selbst machen, die aber quasi hinter den Kulissen ihre ganz persönliche Verantwortung für die Stadtgeschichte und die kulturelle Bildung in Dinslaken wahrnehmen.

Wir in der Jury waren sicher, mit der Nominierung des Freundeskreises eine gute Wahl für den städtischen Ehrenamtspreis getroffen zu haben.

Daher geben wir die folgende zusammenfassende Würdigung:

 

„Ausgezeichnet wird der Freundeskreis Stadtbibliothek und Stadtarchiv Dinslaken e.V. für seine langjährige ehrenamtliche Unterstützung dieser beiden städtischen Einrichtungen. Der Freundeskreis unterstützt Projekte, die durch die laufenden Haushaltsmittel nicht gedeckt werden können und trägt auf diese Weise wesentlich dazu bei, dass Archiv und Bibliothek ihren Bildungsauftrag weit über den regional üblichen Standard hinaus erfüllen können. Originelle Aktivitäten wie der alljährliche Kiloverkauf in der Stadtbibliothek haben sich mittlerweile fest etabliert. Gleichzeitig zeigt sich der Freundeskreis offen für neue, nicht erprobte Veranstaltungsformate und ungewöhnliche Angebote und ermöglicht so Erfahrungen, die für die Weiterentwicklung der Dinslakener Stadtbibliothek von großer Bedeutung sind. Durch die vom Freundeskreis eingeworbenen Sponsorenmittel konnten wertvolle Bestände des Stadtarchivs für die Nachwelt erhalten sowie wichtige Publikationen, Ausstellungen und Projekte ermöglicht werden.“

Presseartikel

NRZ - 16 November 2019 - Maria-Euthymia-Preis 2019 Verleihung (1)
NRZ - 16 November 2019 - Maria-Euthymia-Preis 2019 Verleihung (2)
Niederrheinischer Anzeiger - Stadt Dinslaken hat den Maria-Euthymia-Preis vergeben - 20 November 2019